Abdeckungs Technologien

Schneedecke

Die Beschneiungsanlage soll dazu beitragen, dem Problem der schmelzenden Gletscher entgegenzuwirken. Schnee schützt das darunter liegende Eis vor dem Abschmelzen, weil er isolierend wirkt und einen großen Teil der Sonneneinstrahlung reflektiert. Solange der Gletscher mit Schnee bedeckt ist, wird das Eis nicht schmelzen.

Dadurch werden die Gletscher auch für künftige Generationen als zuverlässiger Wasserspeicher erhalten und ihre Wasserversorgung und damit die Lebensgrundlage der Menschen gesichert. Um solche Gletscherschutzprojekte zu ermöglichen, braucht es eine bodenunabhängige Beschneiungsanlage.

Man fragt sich nun vielleicht, warum man nicht eine Fleeceabdeckung verwendet. Fleece ist nur für kleine Gletscher geeignet. Große Gletscher sind zu groß und haben zu viel Eisbewegung. Das innovative Beschneiungssystem unterscheidet sich von herkömmlichen Beschneiungsanlagen, es ist speziell für Gletscher ausgelegt.¹

Schneeproduktion

Schmelzwasser wird in Reservoirs gesammelt, bei genügend tiefen Temperaturen in Schnee umgewandelt und von Schneiseilen auf dem Gletscher verteilt. Im Abstand von 40 Metern sind Schneeschleuderrohre installiert, was eine grossflächige automatische Beschneiung ermöglicht.

Mit dem schweizerischen patentierten „Nessy“-System ist es möglich, Schnee ohne elektrische Energie zu erzeugen. Nur 200 Meter Höhenunterschied zwischen der Wasserquelle und dem Schneekabel sind nötig, um den notwendigen Druck von 20 bar in der Wasserleitung zu erzeugen.

Von der Studie zum Projekt

Nach einer Machbarkeitsstudie¹ aus dem Jahr 2015 haben Wissenschaftler ihre Theorie an einem kleinen Gletscher im Gebiet der Diavolezza² getestet.
Nun sind wir bereit, das Pilotversuchsprojekt im Skigebiet Corvatsch³ durchzuführen und das Projekt am Morteratschgletscher vorzubereiten, um das Schneekabelsystem in grösserem Massstab zu realisieren.

1

Im Jahr 2015 wurde eine Machbarkeitsstudie von Johannes Oerlemans, Martin Haag und Felix Keller mit der Fragestellung durchgeführt, ob ein Teil der Gletscheroberfläche durch technische Beschneiung ganzjährig schneebedeckt gehalten werden kann.

Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:

Mit einem einzigen NESSy ZeroE (NESSy = New Energy Efficient Snow System) kann während der Sommermonate eine Fläche von 200 bis 400m 2 bedeckt werden. Das dafür benötigte Wasser könnte aus einem zukünftigen Schmelzwassersee des Persgletschers entnommen werden, der 200 m über dem zu beschneiten Gebiet liegt.

Bei einer schneebedeckten Fläche von 0,8 km würde sich der Morteratschgletscher unter den heutigen Bedingungen nach 10 bis 15 Jahren nicht zurückziehen.

2

Die Berechnungen der Machbarkeitsstudie wurden mit einem Beschneiungsexperiment auf der Diavolezza erfolgreich überprüft. Die künstliche Schneedecke schmolz während des Sommers ab, aber das darunter liegende Eis konnte geschützt werden.

3

Dieser Standort wurde gewählt, um für den Test die geringstmöglichen Auswirkungen auf Umwelt und Ökologie zu erzielen. Auch hier kann der Pilotversuch von den bestehenden Infrastrukturen profitieren, und nach dem Test wird es möglich sein, ihn dort zu behalten und als Beschneiungsanlage zu nutzen.

Gletscherschutz weltweit

Wenn durch Schmelzwasserrecycling genügend Schnee produziert werden kann, um 10% des Morteratschgletschers im Sommer schneebedeckt zu halten, wäre der Gletscher vor dem Abschmelzen geschützt. Unter den heutigen klimatischen Bedingungen würde die Länge nach 10 Jahren sogar wieder zunehmen.

Damit wäre er der erste Alpengletscher, der seit Jahrzehnten wieder vorstösst und könnte auch in sehr trockenen Hitzesommern die Wasserverfügbarkeit im Engadin langfristig sicherstellen.

Das Projekt würde einen Durchbruch für die weltweite Speicherung von Süsswasser bedeuten.
Die Wasserversorgung in Leh (Ladakh, Nordindien) hängt zum Beispiel von einem Gletscher ab,
der in den nächsten Jahren verschwinden wird. Mit der Installation der bodenunabhängigen Beschneiungsanlage könnte der Gletscher und damit auch die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt dieser Region geschützt werden.

Die untenstehende Abbildung zeigt in weiss alle Orte, an denen eine solche Beschneiungsanlage die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung sichern könnte.

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